Die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima war der letztendliche Auslöser für die deutsche Energiewende. Die Atomkraftwerke sollen abgeschaltet werden.
So werden Atomkraftwerke abgeschaltet
Die Abschaltung kann auf zwei verschiedenen Arten vorgenommen werden. Einerseits wird ein betriebliches Abschalten notwendig, wenn das Kraftwerk stillgelegt wird oder auch wenn beispielsweise Inspektionen vorgenommen werden sollen. Andererseits gibt es die Reaktorschnellabschaltung, wenn die erforderlichen Betriebsparameter nicht mehr gewährleistet sind. In beiden Fällen wird die Arbeit mit sogenannten Steuerungsstäben vorgenommen, die in den Kern des Reaktors eingeführt werden. So soll die Leistung signifikant gedrosselt werden. Für eine betriebliche Abschaltung werden die Steuerungsstäbe sehr langsam in Handarbeit eingesetzt, dabei kommen Regler zum Einsatz. Bei der Schnellabschaltung schießt man die Steuerungsstäbe innerhalb von Sekunden in den Kern, wobei die Schnellabschaltung meist automatisch abläuft. Aber auch hier ist das manuelle Auslösen möglich. Dafür existiert der sprichwörtliche rote Knopf.
Was jetzt passiert
Die Erzeugung von Strom in Atomkraftwerken erfolgt über eine atomare Kettenreaktion, die nach dem Abschalten erlischt. 93 Prozent der Wärmeproduktin des Reaktors fallen durch den Stillstand der Kettenreaktion aus. Alles regelrecht auf den Stand Null fahren kann man allerdings nicht, denn der Zerfall der radioaktiven Spaltprodukte geht weiter. Der radioaktive Zerfall der Spaltprodukte erzeugt die sogenannte Nachzerfallswärme, deren Leistung beispielsweise direkt nach einer Schnellabschaltung immerhin noch etwa 7 Prozent der vorherigen Leistung beträgt. Dadurch wird Wärme freigesetzt und die kontinuierliche Kühlung des Reaktorkerns ist unverzichtbar, denn sonst droht eine Kernschmelze.
Die Leistung eines abgeschalteten Atomkraftwerks sinkt zwar auf 3 Prozent nach einer Minute und 1,5 Prozent nach einer Stunde ab, aber weil die abgebrannten Brennstoffe immer weiter strahlen, kann man ein Kernkraftwerk eigentlich nie vollkommen abschalten. Nach einem Monat ist die Reaktorleistung auf etwa 0,17 Prozent gesunken. Aber bei einem großen Atomkraftwerk sind dies immer noch etwa 7 000 Kilowatt. Diese Leistung genügt immer noch, eine Kernschmelze zu indizieren.
Die latente Gefahr
Die Kühlung der Brennelemente ist jahrelang erforderlich. Sie erfolgt mit Wasser über ein System aus Pumpen, Kühlern und Rohrleitungen. Fällt der zum Betrieb des Kühlsystems notwendige Strom aus und auch die Notstromaggregate sind blockiert, werden die Brennstäbe immer heißer und am Ende undicht. Dann würde Radioaktivität frei werden. Also stellt auch ein endgültig abgeschaltetes Atomkraftwerk eine dauerhafte und jahrelange Gefahr dar. Übrigens: Prinzipiell könnte man so ein endgültig abgeschaltetes Kernkraftwerk wieder hochfahren, selbst wenn man dazu alle Brennelemente herausnehmen und durch neue Brennelemente ersetzen muss.